Flucht aus der Karibik
oder
Der Fall Chefarzt Prof. Dr. Maurer, Oberarzt Dr. Jens Wenke:
die Fürsorgepflicht der Psychiater füreinander und ihre absurden Konstruktionen
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Der Fall Chefarzt Prof. Dr. Maurer, Oberarzt Dr. Jens Wenke:
die Fürsorgepflicht der Psychiater füreinander und ihre absurden Konstruktionen
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Am 6. auf 7. Mai 1994 wurde ich auf Betreiben meiner Mutter aus der Geschlossenen von Antigua nach Frankfurt ausgeflogen. Am Flughafen war verabredet, dass ich von einer engen Freundin abgeholt werde. Das wurde aber von den Flughafenangestellten verhindert, stattdessen wurde ich unmittelbar zur Flughafenklinik gebracht. Ohne die Möglichkeit einer Flucht wurde ich sofort in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie der Goethe Universität abtransportiert (meine Mutter hatte telefonisch meine Ankunft dort angekündigt und um eine fürsorgliche "Behandlung" gebeten). Aber ich konnte vorher meinen Pass und mein Bargeld verlangen. Da es in der BRD keinen Gerichtsbeschluss gab, beides zu beschlagnahmen, wurde mir beides ohne Weiteres beim Verlassen das Flugzeugs ausgehändigt. Widerstand mit körperlicher Gewalt war aussichtslos, da er sofort von dem Sanitätern und dem Klinikpersonal gebrochen worden wäre. So begab ich mich zwar genötigt, aber dem Schein nach freiwillig zur Beobachtung als sog."Patient" in die psychiatrische Uni-Klinik und wurde sofort auf der Geschlossenen eingesperrt. Nach einem kurzen Gespräch ist sich Oberarzt Dr. Jens Wenke sicher: ich sei wegen "guter Fassade gefährlich" und kündigt die richterliche Zwangseinweisung und Zwangsbehandlung an. Bitte sich die psychiatrische Diagnose "Gute Fassade" auf der Zunge zergehen lassen: jemand scheint nur normal, ist aber deswegen in Wirklichkeit verrückt, im psychiatrischen Denken gibt es eine Normalitätssimulation, die für verrückt erklärt werden kann. Es muss betont werden, dass dies psychiatrischer Alltag ist. Unter diesen Umständen ist die zum Schein demonstrierte Freiwilligkeit selbstverständlich sofort widerrufen. Für den Wechsel des Personal von der Früh- zur Spätschicht, der sog. "Übergabe", hatte ich mir eine Stelle im zur Geschlossenen gehörenden Garten ausgesucht, der vom Stationszimmer nicht einzusehen war und ich kletterte über den oben mit Stacheldraht bewehrten ca 3 m hohen Zaun. So schnell wie möglich rannte ich hinter dem Gebüsch zum Taxistand vor der Klinik. Selbstverständlich war ich durch kein Gepäck beschwert und ließ mich noch mit etwas Herzklopfen zum Bahnhof fahren. Das Geld reichte gut für eine Fahrkarte nach Bremen - dort war ich mir sicher, bei Freunden unter zu kommen. Ich hatte schließlich besseres zu tun und war auch nirgendwo auffällig, geschweige denn konnte mir "gefährlich" unterstellt werden, weil ja niemand auch nur ahnte, dass ich auf der Flucht aus/vor der Psychiatrie war. Aber die Diagnose "gute Fassade" dieses Oberarztes Dr. Jens Wenke hätte brutale Folgen gehabt, wenn ich nicht getürmt wäre: Körperverletzung durch Fixierung für´s zwangsweises Niederspritzen, monatelanges Eingesperrt sein und vielen Kosten bei der Krankenkasse, Tagessatz ca. 300 DM. Es war genau die richtige Entscheidung. Ich habe nichts von meiner Flucht erzählt und bin bei meinem Freund untergekommen, bekam sogar ohne Weiteres von ihm 10.000 DM geliehen, die ich brauchte, um die bar Kasse der White Eagle aufzufüllen und meinen Flug von Amsterdam nach St. Martin zu bezahlen. Mein Freund ist von Beruf Lehrer und ein kritischer Mensch. Da er mir das Geld völlig "arglos" geliehen hat, also nichts irgendwie auffälliges bemerkt hatte, war das für mich DER schlagende Beweis, dass es "psychische Krankheit" wegen der ich in Antigua noch weg gesperrt worden war, eben ganz einfach nicht gibt, alles nur eine medizinische Verleumdung ist. Nach Amsterdam konnte ich ohne Grenzkontrollen mit dem Zug fahren, dort den Flieger nach St. Martin besteigen Mein 1st Mate Freddy hatte inzwischen als Schiffsführer mit den beiden Matrosen Bushi und Elvis von Antigua und meiner Freundin Asia die White Eagle von Antigua in die Lagune von St. Martin überführt. Der nächste Schritt war dann die Überfahrt in die USA vorzubereiten. Der Witz dabei war: für Bushi und Elvis als Crew musste ich im nächsten Konsulat in Barbados Visas für die USA besorgen. Mein Flug hatte einen Zwischenstopp in Antigua. Und wen treffe ich in der Transitzone? Den indischen Psychiater, der mich kurz zuvor in der Geschlossenen eingesperrt und "behandelt" hatte. Er musste auch nach Barbados fliegen und so saßen wir nebeneinander im Flugzeug. Er fragte mich, ob ich Drogen, genannt "Medikamente" nehmen würde. Ich verneinte selbstverständlich und erklärt ihm, dass die Psychiatrie sowieso gar nichs wisse. Außerdem, das ich bei ihm in der Zelle die rein gereichten Pillen nur zum Schein eingenommen, sondern immer nur im Mund versteckt hatte und dann zum Fenster hinaus gespuckt hätte, dort könne er sie ja noch suchen. 8 Wochen danach: Ich war nach der Überfahrt nach Annapolis in den USA von Baltimore zurück nach Deutschland geflogen, um die weitere Vertretung für die Unterzeichnung der Charterverträge dort zu organisieren. Vor dem Rückflug in die USA stoppt die Ausweiskontrolle des Bundesgrenzschutzes mich, weil nach mir gefahndet würde. Auf der Flughafenwache verordnet der Fahndungscomputer den Anruf beim dienst habenden Oberarzt der Frankfurter Psychiatrie; dessen Anweisung an den BGS Beamten: „Wenn der Talbot sich nicht auffällig benimmt, können sie ihn laufen lassen." Der BGS Beamte schüttelt den Kopf und zweifelt am gesunden Menschenverstand. Auch ihm war nicht klar, welche Folgen eine Psychiatrische Diagnose hat - 8 Wochen Fahndung. Und was heißt auffällig? Ein Verbot des Karnevals? Später wendete ich mich an die Leitung der Universitätsklinik, und bekommt im weiteren Verlauf der Korrespondenz auf die Frage nach dem Namen des Oberarztes, der mir entfallen war, von Chefarzt Prof Dr. K. Maurer folgende Antwort: „...Wir bitten Sie ebenfalls um Verständnis, dass wir den Namen des dienst habenden Arztes bzw. Oberarztes nicht nennen, nämlich im Interesse unserer Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter..." An erster Stelle der Universitätspsychiatrie steht also die Fürsorgepflicht der Ärzte füreinander. Der "Patient" soll auf der geschlossenen Station nicht einmal das Recht haben, den Namen des für eine Zwangseinweisung verantwortlichen Arztes zu erfahren, der verantwortliche Arzt wird wie zu einem I.M. Oberarzt - mit zu schützendem Klarnamen. Erst durch eine Strafanzeige und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft konnte ich den Namen dieses Oberarztes 2 ½ Jahre danach erfahren. Ich berichtete darüber das erste mal öffentlich 1997 in den "Berichte aus der Wirklichkeit" beim Symposium mit Thomas Szasz im Soziologischen Institut der Freien Universität, bei dem wir das Foucault Tribunal gründeten: https://www.irrenoffensive.de/szaszsymposium/index.htm. Der Gedanke bzw. die Erinnerung daran, dass es die Irren-Offensive gibt (bei der ich von 1991-1993 im Vorstand war), hatte mich bei der ganzen Flucht enorm gestärkt. Als Danke lud ich die Irren-Offensive in den USA ein. 6 Leuten flogen nach New York, wo ich sie am Flughafen abholte. Leider konnte Werner-Fuß wegen widriger Umstände nicht mitreisen. Wir sind dann mit der White Eagle den Hudson River bis Kingstone hoch gesegelt (Liegeplatz hier), um die großartige Kate Millett auf ihrer Farm zu besuchen. Außerdem stand ein Besuch bei der Alliance in Syracuse auf dem Programm, bei dem wir um ein Haar einen Besuch bei Thomas Szasz verpassten. Siehe im Video hier: https://youtu.be/0lMauyX51z4?t=630 Insbesondere diese Erfahrungen haben mich bewogen, das Segeln in der Karibik usw. auf zu geben und ab 1994 meinen Lebensmittelpunkt nach Berlin zu verlegen und dort zu agieren und mich zu engagieren. |
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