Chronik 1955-1996 (ab 1997 hier)
Ich habe mir das Privileg genommen, meine Biographie selbst zu schreiben, also eine Autobiographie zu veröffentlichen.
Auch nach dem Tod will ich nicht von anderen, die ich mir gar nicht mehr aussuchen kann, befummelt werden und voller Unterstellungen beschrieben werden können, wie das z.b. in Wikipedia kultiviert wird. Das ist im Kern Selbstbestimmung und man könnte es eine Frage der Würde nennen. Veröffentlichungen müssen vom Autor autorisiert worden sein, deshalb hat z. B. Michel Foucault die Veröffentlichung seiner Texte nach dem Tod versucht zu unterbinden. Und nach allem was wir wissen, war auch Kurt Gödel ganz besonders darauf bedacht, dass nur das an die Öffentlichkeit gelangt, dem er ausdrücklich zugestimmt hatte. Siehe auch: Begründung des Preisausschreibens.
Diese Autobiographie ist Teil einer Politik in der ersten Person, wie sie von Kate Millett in ihrem Buch Sexual Politics beschrieben wird. Ihr Buch Der Klapsmühlentrip hat mich hellauf begeistert. Großartig, dass ich sie 1994 in Ihrer Farm persönlich kennenlernte.
Vorwort
für beide Teile der Chronik:
Meine Urgroßmutter väterlicherseits, Rosina Chiapella, war eine Italienerin aus gutem Hause. Das Haus war so begütert, dass es sich während der Säkularisierung leisten konnte, mit dem Vatikan einen Vertrag zu schließen, in dem die Chiapellas dem Vatikan ein Stück Land übertrugen und der Vatikan der Familie dafür das unbefristete Recht einräumte, dass ein Sohn oder eine Tochter des Hauses im Vatikan wohnen und leben konnte, mit einem Taschengeld und Verpflegung. Wenn im Alter Pflege nötig wurde, sorgte der Vatikan mit seinen Nonnen auch dafür. Es war also ein vererbliches Recht auf Faulheit. Es wurde der Familie vom Vatikan auf "ewige Zeiten" eingeräumt; es war sozusagen die "Auffangstation für das jeweilige schwarze Schaf" der Familie, das sich nicht selbst durch Heirat oder Arbeit versorgen konnte oder wollte. Der Vatikan war dafür der geeignete "Ewigkeits-Garant" - besser als jede staatlich garantierte Sozialhilfe heute, die insbesondere durch "Mitwirkungspflichten" getrübt ist.
Eine wirklich europäische Familie: Mein französischer Urgroßvater heiratete Rosina und sie verzogen mit der 1855 gegründeten Firma von Paris nach Berlin. Die letzte, die dieses vom Vatikan erworbene Recht nutze, war die Schwester meines Großvaters Robert Talbot, meines Vaters Tante Maria, siehe Ausführliches über deren polnische Aktivitäten hier, die jedes Jahr zu Weihnachten aus Rom angereist kam, um das nach preußischem Erbrecht ihr zustehende Weihnachtsgeld ausgezahlt zu bekommen. Mit ihrer Anwesenheit bei dem von meiner Urgroßmutter und ihrem Mann angeordneten jährlichen Familientreffen aller Geschwister bewies sie, dass sie am Leben war. Robert Talbot war nach preußischem Erbrecht zwar Alleinerbe, musste aber die Geschwister im Rahmen seiner Möglichkeiten versorgen und dazu gehört auch ein jährliches Weihnachtsgeld, das meine Urgroßeltern als Zinsen von irgendwelchen Wertpapieren ihren 10 Kindern vermacht hatten.
Meinem Vater als Sohn des Ältesten der 10 Geschwister stand dieses Recht auf Faulheit aus den Mitteln des Vatikan dann ebenfalls zu, aber er schlug es endgültig aus - allzu verlockend war das Leben im Vatikan nicht, zumal er eigene Ambitionen hatte.
Soviel zur Familiengeschichte, wie sie über 4 Generationen auf dem Familiengrab in Stein gemeißelt hier zu sehen ist.
Die Forderung des Rechts auf Faulheit für alle ist zu einem Merkmal meines Lebens geworden: Meine beiden wichtigsten "Influencer" Fritz Lamm (Fritz) - hier ein Buch über ihn - und Thomas Szasz ( Tom) scheinen oberflächlich betrachtet nicht so ganz zueinander zu passen. Das täuscht aber, da beide sich zentral der Freiheit, dem Recht auf Selbstbestimmung, verschrieben haben. Das habe ich in diesem Text zusammen mit Sylvia ausgeführt: Auf zum Reich der Freiheit. In meinem Vortag zum 80. Geburtstag von Thomas Szasz in der Universität Syracuse im Jahr 2000 habe ich es ebenfalls beschreiben - und dabei auch die 3 anderen, wesentlichen Punkt meines weiteren Denkens und Engagements erwähnt:
"Wie gesagt, in der Falllinie von Thomas Szasz´ Forderungen liegen große politische bzw. gesellschaftliche Veränderungen, während vordergründig der Staat "nur" sein therapeutisches Privileg verliert. Ich persönlich ziehe aus Thomas Szasz´ Werk die folgenden vier politischen Ausblicke:
Fritz war 9 Jahre früher als Tom geboren worden. 1968 wurde im Zuge von "Phantasie an die Macht" Lafargues nahezu verschollenes und eher lächerlich gemachtes "Recht auf Faulheit" wieder zum Thema. Gegen die Nötigung zu arbeiten bezog Fritz 1967 in einem Brief für die Faulheit Stellung, Zitat:
"...Ich stehe gut zu den Gammlern, die ich kenne. Sonst sind sie wohl so wenig eine homogene Gruppe, als daß man ein allgemeines Urteil leichtfertig fällen könnte. Jedenfalls imponiert mir der Mut, sich individuell der Gesellschaft so konträr zu präsentieren - und sie nicht nur im Äußeren zu schockieren an ihren bürgerlichen Tabus und Kulten zu provozieren, - sondern auch am heiligsten, Volk oben und unten hat: an der Arbeit. Faulheit ist ein - von mir nicht gekonntes - - für die ganze Gesellschaft - erstrebtes Ziel...." (siehe Brief aus seinem Nachlass)
Für die Freiheits- und Faulheits-Ziele von Fritz als "Sozialisten" und auch dessen persönliche Befreiung als verfolgter Schwuler, gibt es einen engen Zusammenhang zu Toms Werk. Die Befreiung von entwürdigender Ausgrenzung und Bestrafung in einem - nach Michel Foucaults Worten - Kerkersystem mit Folterregime, der Zwangspsychiatrie, ist damit verwoben, dass für das Recht auf Faulheit, das Recht nicht arbeiten wollen zu müssen, auch keine Krankheitserklärung mehr benötigt werden darf. Nicht arbeiten zu wollen muss hinreichend werden, nicht arbeiten zu müssen. Damit wird den Ärzten als Wächtern gesellschaftlicher Konformität und Arbeitsbereitschaft die Macht entzogen zu entscheiden, wer faul sein darf (weil er z.B. angeblich geistes"krank" sei) und wer nicht (weil er "gesund" sei). Weil für die Nötigung zur Arbeit die ärztlichen Legitimationsfloskeln so zentral sind, deshalb ist Toms Werk auch so grundlegend für das Recht auf Faulheit. Auf dem Weg, alle Sanktionen abzuschaffen, die zu Arbeit(-sbereitschaft) nötigen, sind Erfolge abzusehen. Die Abschaffung der Zwangsarbeit und die Abschaffung der Zwangspsychiatrie gehen Hand in Hand. Tom gab allerdings den taktischen Hinweis, zu bedenken, welche Schwierigkeiten zu erwarten sind, wenn das international umgesetzt werden soll, aber nationale Grenzen nicht mit Gewalt verteidigt werden dürfen und es in vielen Ländern noch lange ein Privileg sein dürfte, nicht arbeiten wollen zu müssen.
Fritz hat mit dieser Frage als Titel eines seiner Texte einen anderen wesentlichen Hinweis gegeben: "Sozial oder Sozialistisch?" Die Frage bringt es auf den Punkt, ob nur Gewalt in ihren besonders üblen "Auswüchsen" gemindert (z.B. durch ein Weglaufhaus), oder etwas für alle Diskriminierten und Beleidigten getan werden soll. Moderner gesagt: Gewalt muss als Struktur überwunden werden. In diesem Sinne wäre auch erst die Verwirklichung des Rechts auf Faulheit "sozialistisch", siehe den Text: Der Gegensatz von Vernunft und Menschenrechten.
Auch nach dem Tod will ich nicht von anderen, die ich mir gar nicht mehr aussuchen kann, befummelt werden und voller Unterstellungen beschrieben werden können, wie das z.b. in Wikipedia kultiviert wird. Das ist im Kern Selbstbestimmung und man könnte es eine Frage der Würde nennen. Veröffentlichungen müssen vom Autor autorisiert worden sein, deshalb hat z. B. Michel Foucault die Veröffentlichung seiner Texte nach dem Tod versucht zu unterbinden. Und nach allem was wir wissen, war auch Kurt Gödel ganz besonders darauf bedacht, dass nur das an die Öffentlichkeit gelangt, dem er ausdrücklich zugestimmt hatte. Siehe auch: Begründung des Preisausschreibens.
Diese Autobiographie ist Teil einer Politik in der ersten Person, wie sie von Kate Millett in ihrem Buch Sexual Politics beschrieben wird. Ihr Buch Der Klapsmühlentrip hat mich hellauf begeistert. Großartig, dass ich sie 1994 in Ihrer Farm persönlich kennenlernte.
Vorwort
für beide Teile der Chronik:
Meine Urgroßmutter väterlicherseits, Rosina Chiapella, war eine Italienerin aus gutem Hause. Das Haus war so begütert, dass es sich während der Säkularisierung leisten konnte, mit dem Vatikan einen Vertrag zu schließen, in dem die Chiapellas dem Vatikan ein Stück Land übertrugen und der Vatikan der Familie dafür das unbefristete Recht einräumte, dass ein Sohn oder eine Tochter des Hauses im Vatikan wohnen und leben konnte, mit einem Taschengeld und Verpflegung. Wenn im Alter Pflege nötig wurde, sorgte der Vatikan mit seinen Nonnen auch dafür. Es war also ein vererbliches Recht auf Faulheit. Es wurde der Familie vom Vatikan auf "ewige Zeiten" eingeräumt; es war sozusagen die "Auffangstation für das jeweilige schwarze Schaf" der Familie, das sich nicht selbst durch Heirat oder Arbeit versorgen konnte oder wollte. Der Vatikan war dafür der geeignete "Ewigkeits-Garant" - besser als jede staatlich garantierte Sozialhilfe heute, die insbesondere durch "Mitwirkungspflichten" getrübt ist.
Eine wirklich europäische Familie: Mein französischer Urgroßvater heiratete Rosina und sie verzogen mit der 1855 gegründeten Firma von Paris nach Berlin. Die letzte, die dieses vom Vatikan erworbene Recht nutze, war die Schwester meines Großvaters Robert Talbot, meines Vaters Tante Maria, siehe Ausführliches über deren polnische Aktivitäten hier, die jedes Jahr zu Weihnachten aus Rom angereist kam, um das nach preußischem Erbrecht ihr zustehende Weihnachtsgeld ausgezahlt zu bekommen. Mit ihrer Anwesenheit bei dem von meiner Urgroßmutter und ihrem Mann angeordneten jährlichen Familientreffen aller Geschwister bewies sie, dass sie am Leben war. Robert Talbot war nach preußischem Erbrecht zwar Alleinerbe, musste aber die Geschwister im Rahmen seiner Möglichkeiten versorgen und dazu gehört auch ein jährliches Weihnachtsgeld, das meine Urgroßeltern als Zinsen von irgendwelchen Wertpapieren ihren 10 Kindern vermacht hatten.
Meinem Vater als Sohn des Ältesten der 10 Geschwister stand dieses Recht auf Faulheit aus den Mitteln des Vatikan dann ebenfalls zu, aber er schlug es endgültig aus - allzu verlockend war das Leben im Vatikan nicht, zumal er eigene Ambitionen hatte.
Soviel zur Familiengeschichte, wie sie über 4 Generationen auf dem Familiengrab in Stein gemeißelt hier zu sehen ist.
Die Forderung des Rechts auf Faulheit für alle ist zu einem Merkmal meines Lebens geworden: Meine beiden wichtigsten "Influencer" Fritz Lamm (Fritz) - hier ein Buch über ihn - und Thomas Szasz ( Tom) scheinen oberflächlich betrachtet nicht so ganz zueinander zu passen. Das täuscht aber, da beide sich zentral der Freiheit, dem Recht auf Selbstbestimmung, verschrieben haben. Das habe ich in diesem Text zusammen mit Sylvia ausgeführt: Auf zum Reich der Freiheit. In meinem Vortag zum 80. Geburtstag von Thomas Szasz in der Universität Syracuse im Jahr 2000 habe ich es ebenfalls beschreiben - und dabei auch die 3 anderen, wesentlichen Punkt meines weiteren Denkens und Engagements erwähnt:
"Wie gesagt, in der Falllinie von Thomas Szasz´ Forderungen liegen große politische bzw. gesellschaftliche Veränderungen, während vordergründig der Staat "nur" sein therapeutisches Privileg verliert. Ich persönlich ziehe aus Thomas Szasz´ Werk die folgenden vier politischen Ausblicke:
- Ein konsequentes Recht auf den eigenen Körper stellt die allgemeine Wehrpflicht in Frage. Warum sollte man noch gezwungen werden können, sich für den Staat töten zu lassen?
Ein weiterer zentraler Machtapparat des Staates verliert an Legitimität, was die Zivilisierung der Kultur vorantreiben würde. Insofern passt auch der Pazifist Bertrand Russell als Namensgeber für unser Tribunal. - Wenn man eine Stellung gegen die Biologisierung des Mentalen einnimmt, könnte damit die herkömmliche Ideologie der Elternschaft angegriffen sein.
Mich hat dieser Gedanke auf die Idee gebracht, Elternschaft vorrangig sozial zu bestimmen, also jedes Kind wird von den Eltern adoptiert, sie haben nur eine vorrangige Option auf ihr leibliches Kind - Elternschaft wird in einer Entscheidungszeit nach der Geburt ein rein freiwilliger Akt durch Bekenntnis zum neugeborenen Kind per Unterschrift unter einen "Geburtsvertrag" [oder auch "selbstverpflichtende Elternschaftsvereinbarung"]. Erziehungsberechtigung würde zur Erziehungsverpflichtung. - Ich saß vor 3 Jahren mit Tom Szasz im Auto und fragte ihn, wie in "Cruel Compassion" seine Verwendung des Begriffs des "Parasiten" zu verstehen sei. Sofort und spontan antwortet er: "You have to love your parasites!" Voll ins Schwarze getroffen! Ich wende das Parasitäre ins Positive und behaupte, daß das Parasitäre bei einer sich ins Unglaubliche steigernden Produktivität die einzige Entwicklungsmöglichkeit der Marktwirtschaft ist. Sonst wird die Wirtschaft immer verrückter und braucht immer mehr Beschäftigungstherapie. (Siehe auch hier: "Proklamation des Jahrhunderts der Parasiten")
Wir sind dabei, eine Kampagne zu starten, die darauf hinauslaufen soll, daß in Deutschland die Arbeitsbereitschaft kein Kriterium mehr wäre, unbefristet Sozialhilfe zu erhalten, und daß der Arbeitszwang aufgehoben wird. Oder als kurze Parole: Auch wer nicht arbeiten will, muß essen dürfen! - Vielleicht am weitreichendsten: Die Fundamente der Wissenschaftskirche könnten auf Treibsand gebaut sein. Wenn es prinzipiell keine Geisteskrankheit gibt, sind alle Erfahrungen prinzipiell gleichrangig. Sie mögen unpraktisch sein, aber sie sind nicht prinzipiell diskriminierbar. Genau das ist allerdings in den Naturwissenschaften, die nicht nur mit Mind-Brain eine beherrschende Stellung eingenommen haben, der Fall: Erfahrung wird nur als sog. nicht-halluzinatorische Erfahrung gelten gelassen. Also hat das Schwert der Macht die Erfahrung geteilt - in die der Wahnsinnigen und die der Nicht-Wahnsinnigen. Sobald diese Linse der Macht als Verzerrungsfaktor zerfallen ist, wird der "objektiven" Naturwissenschaft zentral der Teppich, auf dem sie steht, weggezogen und sie fällt."
Fritz war 9 Jahre früher als Tom geboren worden. 1968 wurde im Zuge von "Phantasie an die Macht" Lafargues nahezu verschollenes und eher lächerlich gemachtes "Recht auf Faulheit" wieder zum Thema. Gegen die Nötigung zu arbeiten bezog Fritz 1967 in einem Brief für die Faulheit Stellung, Zitat:
"...Ich stehe gut zu den Gammlern, die ich kenne. Sonst sind sie wohl so wenig eine homogene Gruppe, als daß man ein allgemeines Urteil leichtfertig fällen könnte. Jedenfalls imponiert mir der Mut, sich individuell der Gesellschaft so konträr zu präsentieren - und sie nicht nur im Äußeren zu schockieren an ihren bürgerlichen Tabus und Kulten zu provozieren, - sondern auch am heiligsten, Volk oben und unten hat: an der Arbeit. Faulheit ist ein - von mir nicht gekonntes - - für die ganze Gesellschaft - erstrebtes Ziel...." (siehe Brief aus seinem Nachlass)
Für die Freiheits- und Faulheits-Ziele von Fritz als "Sozialisten" und auch dessen persönliche Befreiung als verfolgter Schwuler, gibt es einen engen Zusammenhang zu Toms Werk. Die Befreiung von entwürdigender Ausgrenzung und Bestrafung in einem - nach Michel Foucaults Worten - Kerkersystem mit Folterregime, der Zwangspsychiatrie, ist damit verwoben, dass für das Recht auf Faulheit, das Recht nicht arbeiten wollen zu müssen, auch keine Krankheitserklärung mehr benötigt werden darf. Nicht arbeiten zu wollen muss hinreichend werden, nicht arbeiten zu müssen. Damit wird den Ärzten als Wächtern gesellschaftlicher Konformität und Arbeitsbereitschaft die Macht entzogen zu entscheiden, wer faul sein darf (weil er z.B. angeblich geistes"krank" sei) und wer nicht (weil er "gesund" sei). Weil für die Nötigung zur Arbeit die ärztlichen Legitimationsfloskeln so zentral sind, deshalb ist Toms Werk auch so grundlegend für das Recht auf Faulheit. Auf dem Weg, alle Sanktionen abzuschaffen, die zu Arbeit(-sbereitschaft) nötigen, sind Erfolge abzusehen. Die Abschaffung der Zwangsarbeit und die Abschaffung der Zwangspsychiatrie gehen Hand in Hand. Tom gab allerdings den taktischen Hinweis, zu bedenken, welche Schwierigkeiten zu erwarten sind, wenn das international umgesetzt werden soll, aber nationale Grenzen nicht mit Gewalt verteidigt werden dürfen und es in vielen Ländern noch lange ein Privileg sein dürfte, nicht arbeiten wollen zu müssen.
Fritz hat mit dieser Frage als Titel eines seiner Texte einen anderen wesentlichen Hinweis gegeben: "Sozial oder Sozialistisch?" Die Frage bringt es auf den Punkt, ob nur Gewalt in ihren besonders üblen "Auswüchsen" gemindert (z.B. durch ein Weglaufhaus), oder etwas für alle Diskriminierten und Beleidigten getan werden soll. Moderner gesagt: Gewalt muss als Struktur überwunden werden. In diesem Sinne wäre auch erst die Verwirklichung des Rechts auf Faulheit "sozialistisch", siehe den Text: Der Gegensatz von Vernunft und Menschenrechten.
1955 -1961 |
Das Abenteuer beginnt mit meiner Geburt in Stuttgart, Besuch des Kindergartens der Waldkirche mit Renate, meiner längsten Freundschaft |
1962 |
Grundschule „im sonnigen Winkel" - hier bei der Einschulung mit Renate |
1966 |
Eberhard Ludwigs Gymnasium, in der Zeit habe ich schon 4 Kinderkochkurse mitgemacht und 1973 einen Herrenkochkurs besucht - alle bei der Mütterschule Stuttgart |
1968 |
Als Hymnus Chorknabe interessiere ich mich schon für andere Jungen |
1970 |
Ev. Konfirmation (siehe Bilder hier), danach aktiv im von Fred Dausel neu gegründeten Jugendclub der Kirche. |
1971 |
Schüler Rebellionszeit, erste Teilnahme an einer Anti-Vietnam Demo. Die Stuttgarter Zeitung bringt einen Bericht mit einem Foto unseres Klassenzimmers: "Gymnasiasten hausen wie die Vandalen." Weitere Politisierung durch erfolgreiche Übernahme der Regie durch uns Schüler bei einer Eltern-Schülerkonferenz. Klassen-Tagebücher verschwinden. Die Lehrer rächen sich. Es gibt zeitweise Schulverbote, 6 Mitschüler werden nicht versetzt, 4 wechseln ans Dillmann Gymnasium, unter anderen auch der Sohn des Stuttgarter Oberbürgermeisters. |
1972 |
Wechsele ich auch ans Dillmann Gymnasium, allerdings nur deshalb, weil ich da Latein in Klasse 11 abwählen konnte und stattdessen Physik Hauptfach wurde. |
1974 |
Ich werde zu einem der Schülersprecher gewählt. Wir haben neue Ideen umgesetzt: Die Schülervertretung organisiert einen Nikolaus für Lehrer, wir wollen Stricken während des Unterrichts als Recht in der Schulordnung durchsetzen. Aus dem Jugendtreff der Waldkirche gründet sich die selbstorganisierte Theater AG. Als Jugendtreff organisieren wir alle Jahre wieder eine große Rosenmontagsparty in der Waldkirche. Der von Fred Dausel gezeigte schwedische Dokumentarfilm „Mein Kampf“ treibt mir die Tränen in die Augen. Fred zeigt auch den Woodstock Film. Beim Protest gegen ein neues Schulverwaltungsgesetz werde ich beim illegalen Plakatieren erwischt. Erster Kontakt über Bernd F. zu den "Falken" und dem "Sozialistischen Zentrum" (SZ). Im Frühsommer machen wir den Klassenausflug nach London (siehe das Photo, das Thomas gemacht hat) Ich mache mit Thomas einen Abstecher nach Summerhill. Meine Mitschüler Dietrich, Bart, Gilbert und Thomas beim Musik machen - das Bild gibt die Atmosphäre gut wieder. |
1975 |
Ich habe nach dem Abitur eine Segelfreizeit in den Niederlanden beim evangelischen Jugendwerk organisiert, bevor ich in diesem besonders heißen Sommer die Ausbildung (Lehre) zum Bootsbauer bei Burmester in Bremen begann; Ausbilder war F. Ü.. Vielleicht war es auch die Zeit, dass es politisch opportun war, "in die Betriebe" zu gehen, Joschka Fischer ist das bekannteste Beispiel dafür, wie er damals bei Opel zu arbeiten angefangen hatte. Unabhängig von allem anderen war es mein Wunsch, einerseits ein vielfältiges Handwerk zu lernen, mit dem ich später auch weltweit Segeln verbinden konnte, wie auch die Welt statt aus einer Akademischen Perspektive aus der Sicht der "Werktätigen" zu erfahren. |
1976 |
Mit der Naturfreundejugend (NFJ) als Träger: Segel-(Bildlungs)Urlaub mit dem IGM Gewerkschaftssekretär Walter Krenke und nahezu allen Azubi-Kollegen in Friesland, siehe Bericht hier. In Amsterdam kaufen wir zusammen eine Peitsche für den Meister Dieter A. und sie wird ihm - mit den Unterschriften von uns allen - zugestellt: zum Aufhängen in der Meisterbude. Die Gesellen haben sich alle ins Fäustchen gelacht. Wir Azubis konnten frech sein: einmal hatten wir ein 1/4 Tonner Deck mit Teakfurnier zum Leimen verlegt, sollten aber beim Festschießen der Krampen darunter kleine Kartonstückchen legen, damit es keine Abdrücke im Furnier gib und dann alles mühsam abgeschliffen werden muss, bis die Abdrücke weg sind. Der Meister schlicht sich unbemerkt heran, weist darauf hin, dass wir die Kartonstücke nicht verwendet haben. Die prompte Antwort von Stephan H.: Das sind die neuen, unsichtbaren Kartonstücke. Dem Meister blieb der Mund offen stehen, er war geplättet und alle hatten was zum Lachen. Weil der Betrieb den gewählten Jugendvertreter Matthias S. nervte, trat er zurück und ich wurde als Nachrücker (kündigungsgeschützter) Jugendvertreter, war aber vorher schon zu einer vorzeitigen Facharbeiterprüfung angemeldet worden, also um ein 1/2 Jahr früher.... |
1977 |
Zusammen mit der wegen des Abiturs von vornherein auf zwei Jahre verkürzten Ausbildungszeit konnte ich nach 1,5 Jahren als Gesamtprüfungsbester die Ausbildung zum Facharbeiter abschließen (Ausbildungszeignis). Das Kalkül der Geschäftsleitung mich danach los werden zu können, ging fehl, denn ich musste als Jugendvertreter übernommen werden. Ich zog zum Abschluss der Lehre in die sich neu gründende 7 ner Wohngemeinschaft im Haus der Naturfreundejugend in der Buchtstr. Am 6.5. sollte eine Jugendversammlung fortgesetzt werden. Die Geschäftsleitung wollte sie zusammen mit dem Meister abbrechen, sie "sei Illegal". Aber die jugendlichen Kollegen waren solidarisch und blieben sitzen, als ich erklärte die Versammlung wird fortgesetzt, weil alle gehört hatten, dass die Fortsetzung abgesprochen worden war und ich darauf als Versammlungsleiter den Meister und die Geschäftsleitung aufforderte, den Raum zu verlassen - was die dann auch taten. Alles in Gedächtnisprotokollen hier dokumentiert. Nach dem Wochenende wurde ich am 11.5. denn mit der lächerlicher Begründung "wegen überdurchschnittlicher Minderleistung" gekündigt, wo ich doch sowieso nur den niedrigst möglichen Tarif-Lohn erhielt. Alles in Gedächtnisprotokollen hier dokumentiert. Und der Vorwurf der "unerlaubten Entfernungen vom Arbeitsplatz" war genauso lächerlich, weil die selbstverständlich alle durch meine Tätigkeit als Jugendvertreter gut begründet waren (siehe hier, wie sich das alles abgespielt hat). Im Prozess auf Wiedereinstellung wurde ich von einen IGM Anwalt vertreten und die Geschäftsleitung wollte durch 2 weitere nachgeschobene Kündigungen die erste Schrottkündigung noch irgendwie retten. Hier und hier sind die Schriftsätze meines IGM-Anwalts zu lesen. Im Prozess konnte als erster Erfolg erstritten werden, dass ich für Jungendvertretertätigkeit wieder auf den Betrieb durfte, ansonsten konnte ich mein Recht auf Faulheit genießen :-) Mein Prozess wurde dadurch unterstützt, dass der IGM Anwalt der Bremer Morgenpost einen Tipp gab, über meinen Prozess zu berichten. Der Titel des Berichts: Er nahm sein Amt erst - gefeuert! Alle Kollegen im Betrieb lasen den selbstverständlich. Er warf ein sehr schlechtes Licht auf den Betriebsratsvorsitzenden, der sich wie eine hörige Hofschranze der Betriebsführung verhalten hatte. Mein Vergleichsvorschlag wurde von der Richterin nur geringfügig gekürzt unternommen und deren Urteil zu meinen Gunsten vorhersehbar. So konnte ich am 4.11. diesen Vergleich als Sieg mit einem Flugblatt feiern, dass ich mit einem Freund zusammen vor dem Eingang der Werft an die ganze Belegschaft verteilte, siehe hier. Insgesamt war mein Vorschlag einer Vergleichssumme sicher die richtige Entscheidung, denn die Werft wurde keine 2 Jahre danach an Lürssen verkauft und ich wäre garantiert nicht übernommen worden. Sie deckt sich mit meiner damals publizierten Analyse "Recht auf Lohn statt Recht auf Arbeit." Mit dem Arbeitslosengeld und der Abfindung malte ich mir schon eine 10 jährige Lohnsarbeitsfreie Zeit aus, nur ehrenamtlich engagiert mit Aktivitäten bei der Naturfreundejugend für ein Zentrum für arbeitslose Jugendlichen in Bremen Nord, siehe mein Bericht in Kein Bremen ohne Buchte, Agitprop für das Russell Tribunal gegen Berufsverbote und Vertretung von Nordmark im Bundesjugendausschuss. Dort hatte ich auch Dieter Bott kennen gelernt, mit dem mich bis heute eine enge Freundschaft verbindet - z.B. hatte er in dem steifen Gremium einen Raubdruck von "Schweine mit Flügeln" verteilt. Wir waren immer hoffnungslos den SDAJ /DKP verbundenen anderen Landesverbänden unterlegen, genossen eigentlich vor allem, uns dabei zu treffen, denn die anderen wollten keine Anti-Autoritären sein. Hier ist erklärt, wie ich die Abfindung dafür verwendet habe, die Vulkan Aktionärsversammlung zu ärgern. Fritz Bettelhäuser berichtete mir, wie die Kollegen im Betriebsrat verwundert zur Kenntnis genommen hätten, dass auf einmal die Aktionäre bei der Versammlung vorher durchleuchtet und deren Sachen durchsucht wurden. Aus dieser Zeit bleib mir die Freundschaft mit Fritz Bettelhäuser, dem damaligen Betriebsratsvorsitzenden des Bremer Vulkan (er besuchte mich sogar in der Geschlossenen!), aber insbesondere mit Ernst-Werner Arendt, dem Vorsitzenden der Jugendvertretung beim Bremer Vulkan, siehe auch dessen Bericht von 1995, als er Schiffsführer der White Eagle während des Hurrikan Luis war. Die NFJ machte am 11./12./13.3. ein Seminar mit Fritz Lamm; ich hatte mit ihm noch im gleichen Zimmer übernachtet, als er nach seiner Rückkehr nach Stuttgart leider ganz plötzlich verstarb. |
1978 |
Was die Ärzte bei meiner 1. Psychiatrisierung angerichtet haben, das habe ich im Ellener Bote Nr. 3 dokumentiert und veröffentlicht. Nach dieser Gewalt-Erfahrung in der Psychiatrie, (siehe hier, ich schreibe von mir in der 3. Person als Johann von Leyden) bin ich ziemlich niedergeschlagen und nehme das Angebot meiner Eltern an, zurück nach Stuttgart zu ziehen und beginne ein Philosophie-Studium in Heidelberg, u.a. bei Peter Bieri und Hans-Georg Gadamer. Zu meinem Glück hatten meine Eltern das Angebot der Psychiatrie, namentlich Dr. Fritz Lichtenberger zusammen mit dessen Oberarzt, abgelehnt, eine Vormundschaft für mich zu übernehmen (1991 wurde Vormundschaft als "Betreuung" neu lackiert, eine Zwangs"betreuung", da sie mit richterlicher Gewalt gegen den Willen aufgezwungen werden kann). Ich meine, diese Ablehnung meiner Eltern hat mir das weitere Leben gerettet. Ich habe 3 Jahre später die Psychiatrie-Erfahrung mit den in einer nächtlichen Sprühaktion selbst geschriebenen Sprüchen in diesem Bild collagiert. |
1979 |
2. Psychiatrisierung in Bremen, Renate berichtet sehr gut in ihrem Beitrag darüber, was für ein brutaler Einschnitt die Zwangspsychiatrisierungen damals in meinem Leben waren. Den Pfleger auf der Offenen Station im Bürgerhospital, Andi S. treffe ich im Jahr darauf erfreut bei den "Rosa Funken" wieder. |
1980 |
Für eine Umschulung mache ich ein Praktikum in der Neurologie des Bürgerhospitals (lustig wie ich so kurz nach meiner Zeit als Gefangener in derselben Institution in der Kantine das Psychiatrie-Personal als "Kollege" wieder treffe). Besser als eine Umschulung war meine Bewerbung im Sozialistischen Zentrum (formal bei den Falken) als Sekretär. Es war sozusagen die örtliche politische "Basis" von Fritz Lamm gewesen. Die Reaktion des bisherigen Sekretärs, Peter Grohmanns, als ich ihm sage, ich sei aber erst kürzlich mal psychiatrisiert worden: "Ich habe auch schon mal das Neckarstation gebucht". Besser kann man sich nicht zu eigenem Wahnsinn bekennen. Die frisch gesprühten Worte und Sätze in der Bremer Psychiatrie verarbeite ich in dem Plakat der Patienten-Aktions-Front (PAF) Ostblock - Bitte anschnallen. Inzwischen hängt es in der Chefetage der Bremer Psychiatrie. Dominique (Georgos K.) bringt mich zu den Rosa Funken und ich lerne so meine Freunde Hermann S., Pascal F. und Gerhard G. später auch Martin W. kennen. |
1981 |
Gescheiterte Familientherapie, siehe Faltblatt "Stirlin ein Mythos". 2021, nach Helm Stierlin Tod, ist seine Verstrickung in den eigenen Familiensystem-Dogmen offensichtlich geworden und wie blind sich seine Anhänger dazu stellen, siehe E-Mail Korrespondenz mit G. W. dazu hier. Augenfällig ist, wie verhängnisvoll es ist, menschliches Denken und Handeln als Ergebnis eines biographischen Käfigs zu konzeptionalisieren und zu qualifizieren, insbesondere als angeblich "krank" abzuwerten (auch wenn der Käfig nicht erbhygienisch begründet wird), um Kausalität im menschlichen Verhalten zu phantasieren und Handlungsfreiheit zu negieren. Das machen Psychiater seit der psychoanalytischen Wende vor mehr als 100 Jahren. Abschreckendstes Beispiel ist die psychiatrische Forensik. Dabei kann eben - typisch psychiatrisch - nur die Freiheit auf der Strecke bleiben. Die Welt, das Denken, das Verhalten, das Leben ist eben - mathematisch gesagt - stochastisch, weil die nächsten Ereignisse prinzipiell nicht vorhersehbar sind, weil es gar keine Zeit gibt, und somit auch nicht statistisch vorhersagbar sind. Das Handeln eines Menschen ist das Ergebnis eines Entscheidungsprozesses und Entscheidungsprozesse sind prinzipiell frei und als frei zu verstehen, das Resultat ist der Wille eines Menschen mit der ihm eigenen Würde. Das zu akzeptieren fällt allen Aufklärungs- und Kausalitätsgläubigen Reduktionisten (siehe endgültige Widerlegung des Reduktionismus hier) unglaublich schwer, weil sie das nicht glauben wollen, es zu schicksalhaft wirkt, wo man doch gerade hoffte, dem Leben Leitplanken geben zu können (Einstein ist mit seinem Dogma "Gott würfelt nicht" ein besonders gutes Beispiel dafür). Deshalb ist die kapitalistische-Marktwirtschaft auch so erfolgreich, gerade weil sie als System keine Werte hat, sondern nur Ist-Zustände und Profite kennt. Eigentlich haben auch Existentialisten das so gesehen. (siehe: Der Gegensatz von Vernunft und Menschenrechten und Anmerkung Renate Breuninger). Merke: Das Subjekt ist unhinterfragbar. Das ist nicht nur so, sondern vor allem soll das auch so sein. Denselber Fehler wie die Stierlin-Anhänger, eine Befreiung als Niederlage zu interpretieren, macht nun nach dem völkerechts-verbrecherischen Überfalls Russlands auch manch Bürger der ehemaligen DDR und alle "Homo Sovieticus" Menschen wie Putin. Gesundheitstag in HH, erster Kontakt zur Irren-Offensive, dort Plakat verteilt, Matthew Königsberg getroffen, "Kommune 4" mit Pascal, Dominique (Georgos) und Jürgen mit-gegründet. Druck der "Molly", einer neuen Schülerzeitung am Dillmann Gymnasium für Sex, Art, Drugs & Politics. Am Samstag, 25. April 1981 war ich Anmelder und Verantwortlicher einer Demo der Exil-Kosovo-Albaner in Stuttgart. Erst hatte ich diese Funktion gar nicht so ernst genommen, fühlte mich nur als Strohmann und wäre dann beinahe nicht da gewesen. Die Demo war bestens bewacht von den Ordnungshütern. Die Demonstranten riefen ihre Forderungen an das jugoslawische Konsulat per Lautsprecher nur hinter Schildern verdeckt, waren sehr ängstlich, dass sie erkannt werden könnten. Im Oktober organiserte ich eine Schiffahrt zur Friedensdemonstration in Bonn. Dabei entstand auch die typsich schwäbische Parole: Keine neuen Atomraketen bevor die Alten verbraucht sind. Außerdem gab es in Stuttgart eine große Friendensdemonstration, bei der mit dem anti-militaristischen Propaganda-Witz einer Kriegsgräber-Vorsorgesammlung einige 100 DM zusammen kamen. In der Stuttgarter Friedensschule wurde gründlich die sog. "Territoriale Verteidigung" diskutiert, die 2022 zur Grundlage der ukrainischen Verteidigungsdoktrin wurde. |
1982 |
Am 17. Januar wurden die Kosovo-Albaner Bardhosh und Jusuf Gërvalla, sowie Kadri Zeka beim Herausfahren ihres Autos aus einer Garage in Untergruppenbach bei Heilbronn mit Maschinenpistolen erschossen. Ich bin mir sicher, mindestens zwei davon benötigten mich, damit ich für sie die Demo im letzten Jahr anmeldete und sie anonym bleiben konnten. Bis heute gibt es keine wirklichen Ermittlungen von bundesdeutschen Behörden zu dem Fall. Dies obwohl für den BND klar war, dass es sich um eine Aktion des Jugoslawischen Geheimdienstes UDBA handelte. So hatte ich damals schon unmittelbar miterlebt, wie postsozialistische Auseinandersetzungen zu äußerst brutalen Kriegen werden. Im Sommer war ich in Bremen, machte die 3. Ausgabe des Ellener Bote alleine und bewarb mich mit der "Molly" als Wahlprogramm für die Wahl zum Stuttgarter Oberbürgermeister. Es gab drei Zeitungsberichte, hier, hier und hier sogar in der Bild. Die darin vorgeschlagene defensiven Verteidigungsstrategie ist Peter Grohmann bis heute in Erinnerung geblieben, siehe hier. Ende meiner Anstellung im SZ, Nachfolger ist Otto Alder. Die Oberbürgermeister Wahl verliere ich mit 271 Stimmen gegen Manfred Rommel. Kurz vor der Wahl verstarb mein Vater. Er hatte noch mit Schalk in den Augen mit seinem Wagen meine Wahlplakate von der Druckerei abgeholt und zu der städtischen Stelle gebracht, die sie auf deren Wahlplakattafeln verklebte. Ein knappes Jahr war ich ziemlich niedergeschlagen, aber unausweichlich hatte mein Vater mir was übrig gelassen und so konnte ich mich im nächsten Jahr ... |
1983 |
,...im Herbst mit dem Kauf der "Nordsee", Ex-"Germania V", vom DHH trösten - das bestmögliche "Antidepressiva", war doch segelnd Reisen schon immer mein Wunsch gewesen. Ich taufte sie um in "Corpus Christi", nicht aus religiöser Überzeugung, sondern wenn in den USA ein Atom U-Boot mit Kernwaffen so getauft werden konnte, dann sollte mein Vergnügungsdampfer ein Statement dagegen sein (siehe hier und hier). Einiges an der 27 Jahre alten Stahlyacht war in bestem Zustand, aber die Grundlage jeden Schiffes, der Rumpf, benötigte insbesondere wegen fehlender Materialkenntnisse der Bauwerft hinsichtlich Korrosion dringend eine Grundüberholung. Bei der Überführung nach Bremen zur Bootswerft Winkler verlor im Nord-Ostsee-Kanal die Maschine ihr ganzes Öl, weil ein Öldruckschlauch fahrlässig installiert worden war. Der DHH sorgte dann dafür, dass wir nach Bremen geschleppt wurden. Der Kaufpreis wurde später auch noch wegen anderer Mängel nachverhandelt. Um zum Segeln frei zu sein, hatte ich eine Wiedergutmachtungs-Rente (sog. "Erwerbsunfähigkeits-Rente") beantragt, bewilligt bekommen und in 3 Nach-Untersuchungen erfolgreich verteidigen können. Typischerweise mit der für einen psychiatrischen Gutachter "unglaublichen" Wahrheit, dass ich in Imperia als Kapitän einer Luxusyacht tätig war. Nebenbei konnte ich mit der Redaktion des Ellener Boten an einer Sendung des "Ellener Funk" mitarbeiten, die über den "Popkarton" von Radio Bremen gesendet wurde und z.B. auch witzige Werbung brachte, hier und hier und hier und hier zum anhören |
1984 |
Nach der Grundüberholung in Bremen ab dem späten Frühling segeln rund Europa ins Mittelmeer, Norbert, der schon bei der Renovierung geholfen hatte, mustert als mein Stellvertreter an; im Winter Verschönerungs-Renovierung in Imperia, siehe Reiseroute + Bilder hier. |
1985 |
Martin mustert an, Griechenland, Cesme, Fetiye; Carol aus Kanada segelt nach Zypern und Israel mit, Route aus dem Logbuch und Bilder |
1986 |
Von Alexandria in Ägypten machen wir eine Reise von Assuan über den Stausee nach Sudan, besuchen dort in Gedaref meine WG Mitbewohnerin aus der Buchtstr. Angela K.. Ab Alexandria ist wieder Carol mit an Bord, die Matt C. aus Australien mitgebracht hat. In Fetiye mustert Martin ab und verfolgt eigene Reisepläne, in Brindisi mustert Heidi an, Frühsommer Imperia, Herbst Mallorca, Pause in Burriana, Carol und Matt + dessen Freundin Catherina arbeiten solange als OrangenpflückerInnen. Route aus dem Logbuch und Bilder |
1987 |
Winterfahrt: Balearen, Sardinien, Tunesien, Ostern in Ischia, Mai Griechenland, Türkei, Heidi mustert ab, Sigrid D. verliebt sich in mich. Über Lefkas, Ischia, geht es zu einer Veteranen Regatta in Porte Chervo, Sardinien, Anita mustert an, über Mallorca nach Burriana. Dort Stahl-Dicken Messungen des Rumpfes und nach umfangreichen Vorbereitungen geht es danach über Las Palmas de Gran Canaria zur Transatlantik-Fahrt nach Antigua, Route aus dem Logbuch und Bilder |
1988 |
Teilweise schon in Burriana sind die MitseglerInnen der 1. Halbjahresfahrt zugestiegen (wegen der langen und teuren Anreise wurden Verträge mit sog. "paying Crew" jeweils für ein halbes Jahr gemacht, die teilweise auch durch Mitarbeit bei den Überholungsarbeiten abgegolten wurde). Die anderen kamen dann erst in Antigua an Bord. Die Tour ging über Puerto Rico, Dominikanische Republik, Jamaika, Cuba, Annapolis, NY, Boston, nach Maine und zurück nach NY, Route aus dem Logbuch und Bilder 2. Halbjahresfahrt: NY, in Annapolis Arbeitswochen, im Spätherbst Fahrt nach Antigua und den südlich von Antigua gelegenen Inseln. |
1989 |
Im Januar als mit dem runden Tisch erstmals in Polen die Halbierung der Macht mit der Opposition und der Solidarność zugelassen wurde, bin ich das erste mal mit dem Nachtzug von Berlin nach Gdynia gefahren. Bei meinen "Abenteuern" in Polen hat mir sehr geholfen, dass einerseits mein Vater immer besonders respektvoll und lobend über PolenInnen gesprochen hatte. Andererseits hatte ich in meiner Zeit als SZ Sekretär Anfang 1982 auf Anregung und mit besonderer Unterstützung von Peter Grohmann eine Solidaritätsveranstaltung in einer Messehalle auf dem Killesberg mit-organisiert. Die Sozialdemokratie, wie auch die DKP Linke verhielt sich eher bedeckt oder war der Entwirklung sogar feindlich gesonnen. Außer uns vom sozialistischen Büro/SZ war vor allem die Katholische Arbeiterorganisation in der CDU aktiv, aber kaum in der Öffentlichkeit. So konnten wir in der Zeit der Verhaftungen von Solidarność Führern und dem Versuch, die Solidarność ganz zu verbieten, solchen intellektuellen Verbündeten der Gewerkschaft, wie Jacek Kuroń und Adam Michnik eine öffentliche Plattform als solidarische Unterstützung bieten. Bei diesem ersten Besuch in Polen stellte Adam Chacewicz mir den Yachtsdesigner Juliusz Strawiński und den Bauleiter Janusz Z. in Sopot vor. Die ersten Entwürfe für die Yacht White Eagle werden verabredet. Von Antigua aus gibt es in der Zeit mit C.C. ein paar Charterfahren, Anita mustert ab, später auch Norbert; für den Sommer und die Hurrikan Saison wird C.C. nach Annapolis gesegelt, dort wird die Perfektionierung von C.C. mit neuen Polsterüberzügen und einer perfekten Lackierung abgeschlossen. Durch unglückliche Umstände trenne ich mir am Ring- und kleinen Finger der rechten Hand die Sehnen durch. Eine Operation der Finger fügt sie halbwegs zusammen. Bei der anschließenden Hand-Physio-Therapie lerne ich Elisabeth Dax (hier wohnte sie) kennen und habe sie in mein Herz geschlossen. Am 9. /10. November fahre ich nach Berlin, um zusammen mit meinem Freund Gerhard G. eine Wohnung zu finden. Er musste aus seinem Mauseloch in Neukölln endlich raus kommen. Das gelang. Bei der Rückkehr nach Annapolis konnte ich als Geschenk für Elizabeth ein Betonstück von den Mauerspechten mitbringen. Die C.C. sitzt in der "White Rocks Marina" an einer belebten Straße auf dem Trockenen und macht Werbung für sich selbst. Sie hat dort auch ihren Käufer gefunden, der sich aber erst in Deutschland zu erkennen gab, nachdem ich 1990 die C.C. nach Lemwerder in den Yachthafen bei der Bauwerft, Abeking und Rasmussen zurück gesegelt hatte. |
1990 |
Im Juli/August 2. Transatlantikfahrt zurück nach Lemwerder, Thomas D. ist 1st. Mate und überkommt damit die grauenhafte vorherige Transatlanikfahrt mit der "Teufelsbraut", bei der der Schiffsführer und Eigner durch eigene Ungeschicklichkeit über Bord ging. Weil bei der Yacht viel zu viele Segel bei dem starkem Wind gesetzt waren, konnten die nicht schnell geborgen werden, so dass er nicht mehr gefunden wurde, sondern sein Leben verlor. Die Route zurück nach Lemwerder hier, Bilder hier und hier |
1991 |
Frühjahr Verkauf der C.C. Bau des White Eagle Rumpfes in Gdansk auf der berühmten Werft, deren Arbeiterinnen und Arbeiter mit Anna Walentinowicz und Lech Walesa als Sprechern eine Revolution gemacht hatten, Bilder hier Mitarbeit im Vorstand der Irren-Offensive und bei der Herstellung und neu-Konzeptionierung der Ausgabe Nr. 4 bei Editorial und Perestroika sowie gesellschaftliche Perspektiven. |
1992 |
Ausbau der W.E. im eigene Schuppen, Bilder inkl. der Taufe hier. Zuwasserlassen hier. Die Taufe war im Spätsommer. Nach der Übernahme von W.E. erste Präsentation bei dem Classic Segel-Treffen in Kiel, danach zur Inwater Boat Show in Amsterdam und in Southhampton. Nächste Etappe hurtig ins Mittelmeer zur Niolargue Reagtta in St. Tropez. Durch Vermittlung von Gil Frei konnte ich dabei an einen Essen teilnehmen, das Elizabeth Meyer gab, die Eignerin und treibende Kraft der nahezu Neuerstehung der Endevour. Es folgt die 3. Transatlanikfahrt mit Thomas als 1st Mate meiner Stamm-Crew und auch dabei mein Großneffen Andreas. Dazu noch eine US-amerikanische "Paying Crew". Nachdem bei einer Nachtwache auf dem Atlantik einer dieser Gruppe von seiner Psychiatrisierung berichtet hatte, machte ich den Fehler, auch meine zur Sprache zu bringen. Leider war die Hälfte der Gruppe Ärzte, und die hatten damit ein Problem. Es gab Reibereien bis nach Antigua und bis zu der Abreise der Gruppe. In der Zeit bekam ich einen Hexenschuss was mich ein bisschen lächerlich wirken ließ. Danach war alles wieder gut und bei der wichtigen Antigua Charter Boat Show, konnten wir uns gut präsentieren. Die zweiwöchige Weihnachtscharter lief gut und auch die nächsten Chartern machten Spaß. Für die erste Saison hatte sich W.E. gut präsentieren können. Die Route ist hier, hier und hier aus dem Gedächtnis nachgezeichnet, da das Logbuch z.Zt. verschollen ist. |
1993 |
Von meiner 4. Transatlantikfahrt zurück ins Mittelmeer nach Nizza gibt es ein Video, siehe hier. Die Sommer-Charter Basis ist Marmaris in der Türkei, Andreas mustert ab. Bei der Tour zurück machen wir bei einer Classic Regatta in Porte Chervo ausgiebige Messungen der Kräfte im Rigg. Bei der 5. Atlantiküberquerung ist Asia dabei und Erni mein 1st Mate. Nach der Antigua Charter Boat Show läuft die 2. Karibik Charter Saison ganz gut Durch die Vermittlung des Charter Brokers, Arch'd H Reid & Co Ltd, wurden die Hubschrauber-Aufnahmen für eine RTL Reise-Sendung Ein Tag Wie Kein Anderer gemacht, die hier in der Rohfassung dokumentiert sind. Hier ist ein Video abzurufen, das amerikanische Charter-Gäste gemacht und mir geschenkt haben. Bei der Irren-Offensive Nr. 4 steuere ich einen Artikel bei: Über die Realität - ein Versuch. |
1994 |
Nach einem anstrengenden Besuch in den Niederlanden und der BRD flog ich vor dem Antigua Race Week zurück nach Antigua. Kapitän Uli Prüsse würde für das Race Week die W.E. mit alten Chartergästen übernehmen. Leider verfing ich mich in den Fallstricken der Zwangspsychiatrie in Antigua und musste die Flucht aus der Karibik antreten, wie sie hier ausführlich beschrieben ist. W.E. übernehme ich wieder in St. Martin, der 1st Mate Freddy hat sie dorthin überführt. Asia mustert ab und etabliert in Berlin in meiner Wohnung die Landstation für die W.E. Wir fahren die US Ostküste ab, siehe mit den Erklärungen hier. Den Kapitän Prüsse habe ich in Newport R.I. wieder getroffen. In NY liegen wir erst im Hafen des World Trade Center, wechseln dann zu der NY Inwater Boatshow neben dem Vollschiff "Peking" auf die East River Seite, aber das Beste war die Fahrt der W.E. mit der Irren-Offensive den Hudson hoch bis nach Kingstone in der Nähe des Woodstock Geländes und der Besuch bei Kate Millett in ihrer Farm in Poughkeepsie, Video hier. Zum Abschluss der Ostküstentour sind wir der Star bei der Annapolis Boat Show (auch Dennis Conner war an Bord), und machen noch einen Abstecher nach Washington DC. Dort mustere ich von W.E. ab und Erni bringt W.E. als Schiffsführer zurück nach Antigua. |
1995 |
Nach einigen Chartern von Antigua aus ist Hasko Scheidt bei der Classic Yacht Regatta vor dem Antigua Race Week der Schiffsführer und David East, ein Makler aus England dabei. Im Oktober gerät White Eagle in St. Martin in den Hurrikan Luis und geht ans Ufer gedrückt auf Grund. Erni ist ein vorzüglicher Schiffsführer und schreibt einen literarisch wertvollen Bericht darüber für die Versicherung, siehe hier. Ich bin im Sommer mit Asia in Masuren segeln mit der Kieljolle Omega. Begeistert vom Segeln in Binnengewässern und nur hilfsweise mal mit einem Außenborder, kaufe ich bei Judel/Vrolijk die Pläne für Young Eagle und baue sie mit drei Helfern in einem Schuppen in Polen, Bilder siehe hier. Für White Eagle hat David East einem Käufer in Kanada gefunden, der sie nach Halifax überführt und dort repariert. Der Streit mit der Versicherung um die Selbstkostenbeteiligung geht zu meinen Gunsten aus. Inzwischen heißt White Eagle "Alexa of London", führt die Flagge von Malta und liegt die meiste Zeit in Mallorca. Der Landesverband Psychiatrie-Erfahrener Berlin-Brandenburg wird mit einer Satzung gegründet, die die Abschaffung psychiatrischen Zwangs zu einer primären Aufgabe macht. |
1996 |
Renovierung unserer Wohnung, meine inzwischen 78 jährige Mutter, Asia und ich machen gemeinsam einen Urlaub in Ischia, nach der Endfertigung und Ausrüstung von Young Eagel geht es ohne Maschine, nur segelnd vom Liegeplatz am Wannse aus auf Wochenendtouren. Ende Oktober erliegt Gerhard leider den oportunistischen Krankheiten seiner HIV Infektion. In der Irren-Offensive Nr. 6 wird mein Artikel Der Krankheitsbegriff hängt so eng mit der Behandlungsautorität zusammen, daß die Begriffe miteinander reagieren und einige andere veröffentlicht. In der Nord-Schöneberger Ortgruppe der Berliner SPD gründen sich zwei neue Diskussionsgruppen, die Futuristen-Realisten und die Futuristen-Phantasten, die ich mit angeregt hatte und die sich 1998 auch formal gründen. |
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weiter geht's mit der Chronik 2 ab 1997 |
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